Matthias Jung


 

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Zeitsprung - Gemeinde 2030

 

 

Humor und Kirche I
Predigt im Sommer 2003

 

Liebe Gemeinde,

der Mensch muss 43 Muskeln bewegen, um finster zu schauen, aber nur 17, um zu lächeln. Lachen ist also viel weniger anstrengend und energieaufwendig als unzufrieden und ernst zu blicken. Darüber hinaus ist Lachen gesund. Lachen lässt die Anzahl der Killerzellen ansteigen, haben vor einigen Jahren Wissenschaftler herausgefunden. Dagegen mindert negativer Stress die Abwehrfunktion des Körpers. Durch Lachen kommt es zu einer vermehrten Sauerstoffaufnahme in den Lungen. Die Sauerstoffaufnahme soll während des Lachens drei bis viermal so hoch sein wie bei einem ernsten Menschen. Die Durchblutung wird verbessert und der Kreislauf stabilisiert.

Wenn Lachen so gesund ist, warum geht es in unseren Kirchen oft so ernst zu? Wenn Lachen so gesund ist und wir uns zu Gott als dem Schöpfer des Himmels und der Erde bekennen, der unser Heil will, müssten wir nicht gerade hier in der Kirche in jedem Gottesdienst laut und heftig lachen? Und wenn dem so wäre, müssten doch Ärzte Kreislaufkranke dann jeden Sonntag in die Kirche schicken, Gottesdienst auf Rezept sozusagen?!

Schlaue bibelfeste Christen belehren uns da schnell, dass es in der Bibel kaum gelacht wird. Und wenn, dann lacht Gott über den Sieg über die Heiden. Oder es heißt, wenn die Gefangenen Zions erlöst sein werden, dann wir ihr Mund voller Lachen sein. Und messerscharf wird daraus geschlossen: noch sind wir nicht erlöst, dann haben wir hier auch nicht zu lachen! - Doch ein genauso bibelfester Christ könnte dagegen halten, dass in der Bibel sehr oft von der Freude die Rede, auch der Freude unter den noch nicht endgültig erlösten Christen. Kann man sich Freude ohne Lachen vorstellen? Kann man sich  vorstellen, dass Jesus, von dem es heißt, er wäre gerne bei Festen und Feiern dabei gewesen, dass der dort mit bierernstem Gesicht gesessen hätte? Wohl kaum.

Trotzdem ist das Lachen in der Kirchengeschichte immer wieder verpönt worden. Zum Glück nicht von allen. Denn ansonsten würden wohl nur Atheisten über Witze wie diesen lachen:

Der amerikanische Präsident und der israelische Ministerpräsident treffen sich. Der amerikanische Präsident will Eindruck machen und schwärmt von seinem direkten Draht zu Gott. Man habe ein besonderes Telephon entwickelt. Damit koste der Anruf beim Herrscher des Himmels und der Erde nur 20 Dollar die Minute. Der israelische Präsident entgegnet: Für uns kostet solch ein Gespräch nur 20 Cent. Wie kommt das, fragt der Amerikaner verwundert. Bei uns ist das ein Ortsgespräch, entgegnet der Israeli.

Christus hat nicht gelacht, heißt es in einem pietistischem Erbauungsbuch aus dem 19. Jahrhundert und daher soll ein Christ auch nicht lachen! Ähnliche Sprüche gibt es seit Anfang der Christenheit: Solange wir im Tal der Tränen leben, gibt es nichts zu lachen, sagt der Kirchenvater Hieronymus. Im Mittelalter hatten fanatische Mönche große Probleme mit einem Buch des damals hochgeschätzten Philosophen Aristoteles über das Lachen. Buch und Film "Der Name der Rose" zeigen ihren Versuch, dieses Buch zu vernichten, zur Not auch um den Preis, sich selbst dabei mit in den Tod zu reißen. Das Argument dieser frommen Männer: "Lachen tötet die Furcht, und wenn es keine Furcht mehr gibt, wird es keinen Glauben mehr geben." Ungezügeltes Lachen zeige fehlende Gottesfurcht. Als Zeichen von Demut galt deshalb weithin, nicht in lautes Lachen auszubrechen.  Was für ein schreckliches Gottesbild steht hinter solchen Aussagen: Gott, der Gerechte, den man fürchten muss. In dieser Welt gibt es für Christen nichts zu lachen. Lachen gehört zur Sünde, zur Unzucht, zum Abfall. (Nur in Klammern gesagt: Wie gefährlich das Lachen für Diktatoren ist, hat die Geschichte immer wieder gezeigt. Kabarettisten und Humoristen wurden verfolgt und kaltgestellt. Lachen ist herrschaftsfeindlich, untergräbt die Autorität, die sich nur auf Macht gründet. Wahre Autorität dagegen vermag laut und herzlich auch über sich selbst zulachen.

Kommt ein Unterhändler von Coca-Cola in den Vatikan und bietet 100.000$, wenn das "Vater unser" geändert wird, dass es nicht mehr heißt: "Unser täglich Brot gib uns heute", sondern: "Unser täglich Coke gib uns heute". Der Sekretär lehnt kategorisch ab. Auch bei 200.000 und 500.000 $ hat der Vertreter keinen Erfolg. Er telephoniert mit seiner Firma und bietet schließlich 10 Millionen. Der Sekretär zögert, greift dann zum Haustelephon und ruft den Papst an: "Chef, wie lange läuft der Vertrag mit der Bäckerinnung noch?"

Sicher, es gibt Lachen und Lachen. Es gibt freudiges, verspieltes, heilsames Lachen, aber auch spöttisches, hämisches, zynisches Lachen. Lachen kann befreien und herabsetzen. Das wussten zum Glück auf Christen immer wieder. In manchen Gegenden Deutschlands gab es jahrhundertelang  den Brauch des Osterlachens. Pfarrer brachten die Gemeinde in der Osternacht mit Hilfe von Witzen, aber auch schon mal zweideutigen Geschichten eine Lachsalve nach der anderen. Die biblische Wurzel des Spaßes: Gottes Sieg über den Tod ist Grund genug zum Lachen.

Eine Nonne bleibt mit ihrem alten Opel irgendwo auf dem Land liegen. Kein Benzin mehr. Sie macht sich auf den Weg, um Benzin aufzutreiben. Bei einem einsamen Haus wird ihr geöffnet. Der alte Mann sagt, dass er wohl Benzin in einem Fass habe, aber nichts, um es zu transportieren. Schließlich findet er einen Nachttopf und füllt ihn mit Benzin. Die Nonne macht sich damit auf den Weg. Als sie gerade das Benzin vom Nachttopf in den Tank füllt, kommt ein LKW angefahren. Der Fahrer beugt sich aus dem Fenster und ruft: Ihren Glauben möchte ich haben, Schwester!

In unserer Zeit hat sich glücklicherweise vieles geändert und so sind auch die Pastöre und die Gottesdienste in den letzten Jahrzehnten lockerer und humorvoller geworden. Ich erinnere mich an den Ausspruch eines Presbyters, der mir mal sagte, dass er in unseren Familiengottesdiensten gelernt hätte, dass es gut ist und Sinn macht, auch in der Kirche zu lachen

Humor hat etwas erlösendes. Witze machen die oft so widersprüchliche Welt erträglich. Dies auch in einem tieferen theologischen Sinn: wir sind Sünder und Gerechte zugleich, wie Luther sagt. Wir sind selbst von tiefen Widersprüchen durchzogen, und das ist Grund zum Lachen, nicht zum spöttischen-zynischem Lachen, sondern zum befreiendem Lachen. Anders gesagt: Das herzhafte Lachen zeigt uns an, dass unsere Welt nicht heil ist, sondern von Widersprüchen, Zweideutigkeiten, Doppelmoral durchzogen ist. Und im herzhaften Lachen lösen sich diese Widersprüche zwar nicht auf, aber es wird deutlich, dass wir Menschen nicht alles bierernst und todtraurig nehmen müssen. Lachen befreit. Dieses Lachen der Befreiung muss dann ja wohl von Gott stammen, der uns Menschen frei macht, der uns Menschen zusagt, in unseren Widersprüchlichkeiten von ihm geliebt und gehalten zu sein. 

Von daher noch ein paar Witze zum Schluss:

Stehen drei Typen auf dem Eifelturm. Da steigt der eine aufs Geländer, springt, sanft sinkt er zum Boden und kauft sich ein Baguette. Der zweite steigt aufs Geländer, springt, sanft sinkt er zu Boden und kauft sich ein Crepes. Der dritte, leicht schockiert, denkt sich, das kann ich auch, steigt aufs Geländer, springt, stürzt wie ein Stein und zerschellt auf dem Boden. Meint der erste zum zweiten: Du, für Engel sind wir ganz schön fies, was...'

Im Dorfteich planschen nackt ein katholischer Junge und ein protestantisches
Mädchen. Beim Abtrocknen sagt der Junge: "Da sieht man mal, was euch
Protestanten so alles fehlt..."

Ein Delinquent wird vom Pfarrer zum Galgen begleitet. Es regnet in Strömen, der Pfarrer hält den Schirm: Gefangener: "So ein Sauwetter Herr Pfarrer..." Pfarrer: "Sie haben's gut, Sie müssen nur hin - ich muss auch wieder zurück..."

Mann liegt auf der Intensivstation, an tausend Schläuche angeschlossen. Besucht ihn ein Pfarrer. Plötzlich fängt der Mann zu keuchen an. Da er nicht sprechen kann, bittet er in Zeichensprache um einen Stift. Er kritzelt auf einen Zettel einen Satz und stirbt.
Der Pfarrer denkt sich: das geht mich nix an, und bringt den Zettel der Frau des Verstorbenen. Die liest und fällt in Ohnmacht. Nimmt der Pfarrer den Zettel und liest:
"Du Blödmann, geh von meinem Schlauch runter!..."

Amen.

 

Und noch ein paar Witze, die im Gottesdienst erzählt wurden oder die mir nach dem Gottesdienst erzählt wurden:

Ein Muslim kommt in den Himmel. Ein Engel führt ihn herum. Überall Freude und Glück. Sie kommen zu einer hohen Mauer. "Pst" sagt der Engel, "hier musst du leise sein. Hinter der Mauer sind die Christen und die meinen, sie wären ganz allein hier..."

Bischoff Hengsbach besucht eine Zeche im Ruhrgebiet. "Na mein Sohn" fragt er einen Kumpel, "warst du denn am Sonntag auch in der Messe?" "Nein, Herr Bischoff", antwortet der, "ich bin doch evangelisch!" "Na, aber du warst doch dann sicher im evangelischen Gottesdienst?" "Ach wissen Sie, Herr Bischoff, am Sonntag kann ich doch mal richtig ausschlafen, wenn ich die Glocken höre, drehe ich mich noch mal um!" "Aber, aber mein Sohn, was würde denn dazu der Dr. Martin Luther dazu sagen?!" "Mensch, Herr Bischoff, bleiben Sie mir bloß weg mit den Knappschaftsärzten!"

Am Niederrhein gibt es zu bestimmten Jahreszeiten Grünkohl mit Wurst. Und da früher die Pastoren regelmäßig bei familiären Festen und Feiern eingeladen wurden, kamen sie oft in de Genuß von Grünkohl, insbesondere bei ärmeren Familien. Nun ist dieses Gemüse aber nicht jedermanns Geschmack. In einer Gemeinde schickte daher ein Pastor zu den ärmeren Familien gerne den Vikar. Einmal war dieser aber verhindert und der Pastor saß also am Sonntagmittag vor der dampfenden Schüssel, die erwartungsvollen Blicke auf sich gerichtet. Er greift in die Schüssel - und zieht fünf Würste am Stück heraus. Kurze Überlegung, dann meint er: "Nun, schon in der Bibel heißt es: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden!"